Eine Kinokultur ohne Essener Filmkunsttheater können wir uns eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Egal, ob wir zur Sneak Preview gehen oder Premieren und Filmgespräche mit Regisseuren oder Schauspielenden besuchen. Beispiel gefällig? Das »Filmstudio Glückauf« ist nicht nur eines der ältesten Kinos im Ruhrgebiet und in Nordrhein-Westfalen, sondern es wurde 1924 als Reformkino gegründet und sollte durch die Aufführung anspruchsvoller Filme den befürchteten Gefahren des »sitten- und vor allem jugendgefährdenden« neuen Mediums entgegenwirken. Den Anspruch der Volksbildung und Volksunterhaltung hat das »Filmstudio Glückauf« über hundert Jahre lang bewahrt und ist heute Teil der Essener Filmkunsttheater. In einer beispiellosen bürgerschaftlichen Aktion ist es in den 2000er-Jahren vor der Schließung und der Zerstörung gerettet worden und konnte weiter einer der Leuchttürme der Kinokultur in NRW bleiben.
Nun, zum 100. Geburtstag des Essener »Filmstudios Glückauf«, beleuchtet das Ruhr Museum mit der neuen Sonderausstellung
»Glückauf – Film ab!« mit über 900 Exponaten die gesamte Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets. Museen, Archive, Kinos und Filmschaffende präsentieren Plakate, Autogrammkarten, Drehbücher und Requisiten über spektakuläre Filmausschnitte, Zeugnisse der dokumentarischen Filmarbeit, Filmwerbung und Fotografien bis hin zu unterschiedlichsten Film-Projektoren und verschiedensten Medien und Genres – im Ruhr Museum.
Bis zum 2. März 2025 könnt ihr »Glückauf – Film ab! Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets« auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein besuchen. Eine große Empfehlung unsererseits, denn das Team um Museumsdirektor Prof. Heinrich Theodor Grütter hat sich ein besonderes Storytelling überlegt. Die großen Zeiten des Kinos und der Wandel der Kinokultur sowie die Personen vor und hinter den Kameras werden in 20 Kapiteln chronologisch zusammengefasst. Von der Geburtsstunde der Kinematographie bis hin zu sehr persönlichen Erfahrungsmomenten. So werden die großen Kinobauten der 20er-Jahre, die Instrumentalisierung des Films in der NS-Zeit sowie das Kinoerlebnis der 50er-Jahre bis zum Wandel des Kinos ab den 70er-Jahren bis heute gezeigt.
Themen wie Vorführtechnik sowie die Film- und Kinowerbung dürfen außerdem nicht fehlen. Umgesetzt unter anderem als Projektionen und Screens. Weitere Themen sind die legendären Kinobetreiberinnen und Kinobesitzer. Wie eng die Verbindung der Montanindustrie zum Film ist, zeigen dokumentarische Filmarbeiten. Weitere Media-Stationen beschäftigen sich mit der Region als Drehort bedeutender Filme und der dazugehörigen Filmausstattung sowie den Filmschaffenden, die aus dem Ruhrgebiet hervorgegangen sind oder hier gedreht haben. Auch Besonderheiten des Ruhrgebietsfilms wie die Filmavantgarde, Film und Kino im interkulturellen Kontext sowie Filmfestivals finden Beachtung.
Um den Themen entsprechend Raum zu geben und sie fassen zu können, entwarf der Gestalter Hannes Bierkämper eine Szenografie. An einer Mittelachse werden die 20 Medienstationen aneinandergereiht, was an goldene Zeiten in Kinos erinnern soll. Dazu kommen vier große Projektionsflächen. Eine transparente Wandbespannung spielt dabei auf die große Zeit der Kinowerbung in den 50er-Jahren an. Dadurch bietet euch der Hauptraum mit seiner dreischiffigen Struktur ein schönes Raum- und Ausstellungserlebnis.
Für 10 Euro könnt ihr in der spektakulären Industriekulisse wandeln und euch vom kostenlosen Audioguide, eingesprochen vom Schauspieler Henning Baum, überraschend spannendes Background Wissen zu Kino und Film im Ruhrgebiet, erzählen lassen. Noch dazu zeigen die Essener Filmkunsttheater im Rahmen von Sonntagsmatineen spannende Spielfilme aus den letzten 100 Jahren, die im Ruhrgebiet gedreht und/oder sich mit dem Milieu und den typischen Charakteren der Region beschäftigen. Übrigens folgt ab Oktober eine Reihe mit Doku-Filmen im Filmstudio Glückauf und auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Halle 6. Es werden nämlich selten gezeigte Filmschätze der letzten 120 Jahre an Dienstagabenden vorgestellt. Die 13-teilige Reihe, die bis zum 18. Februar 2025 durchgeführt wird, umfasst verschiedenste Themen von Grubenunglücke, Zeppelinfahrten und Kriegsgeschehen über Alltagsdokumentationen in den Arbeitersiedlungen, Kinokultur und Sportereignissen bis hin zum Strukturwandel und dem neuen Gesicht der Region. Als Kurator führt Paul Hofmann von der Kinemathek im Ruhrgebiet in die Veranstaltungen ein. Außerdem gibt es vor Ort Filmgespräche mit spannenden Gästen. Der Besuch der Doku-Filmabende ist kostenfrei. Findet ihr gut? Dann gibt’s für euch mehr Infos unter diesem Link: www.ruhrmuseum.de/filmprogramm.
»Glückauf – Film ab!« beleuchtet die gesamte Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets, setzt unserer Heimat ein filmisches Denkmal und bietet Themen auch architektonisch viel Raum. Höchste Zeit, dass wir uns mit unserer Kinokultur und dem Kinowandel auf künstlerische Art und Weise auseinandersetzen. Bis 2. März 2025 könnt ihr die Ausstellung besuchen.
Glückauf – Film ab! Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets | 29.06.2024 bis 02.03.2025 | Montag - Sonntag 10:00 - 18:00 Uhr | Eintritt 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Kinder/Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schüler*innen/Studierende unter 25 Jahren Eintritt frei | UNESCO-Welterbe Zollverein| Ruhr Museum, Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen | Tickets kaufen | Mehr Info
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