Orte für urbane Mythen in Essen

Mystisches und Magisches: Einen Wald, See oder eine Burg zu erkunden macht noch mehr Spaß, wenn eine spannende Geschichte dahintersteckt. Darum zeigen wir euch Orte für urbane Mythen in Essen.

Die Hexentaufe an der Ruhr

Historischer Turm aus dem Jahr 1567, der denkmalgeschützte Blücherturm in der Altstadt unter blauen Himmel in Essen-Rellinghausen
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Bei einem herbstlichen Spaziergang durch die malerische Rellinghausener Altstadt mit ihrem alten Fachwerkhäusern lauft ihr unweigerlich vorbei am denkmalgeschützten Blücherturm. Der historische Turm sieht so schön aus, doch die Geschichte, die er verbirgt, ist grausam. Zwischen 1571 und 1595 diente der historische Turm nämlich als Folterkammer, Gefängnis und war sogar Schauplatz von rund 40 Hexenprozessen. Bei dem sogenannten Hexenbad wurden die verdächtigten Frauen einfach in die Ruhr geworfen - diejenigen, die an der Oberfläche blieben, wurden zur Hexe erklärt, wer untertauchte, war unschuldig. An diese dunkle Zeit erinnert bis heute der Straßenname »Hexentaufe«.

Blücherturm | Am Stift 9, 45134 Essen

Die Teufelswette von Äbtissin Mathilde

Essener Dom mit beeindruckender Architektur im Atrium mit Laterne in der Mitte des Hofes, Essen
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Wer von euch schon einmal den Essener Dom besichtigt hat, wird vielleicht den Riss in einer Marmorsäule im Chorraum entdeckt haben? Dabei soll angeblich der Teufel seine Finger im Spiel gehabt haben. Um 1.000 nach Christus soll Luzifer die damalige Äbtissin Mathilde zu einem teuflischen Pakt in Rom überredet haben: Er würde ihr helfen, den schweren Stein über die Alpen bis nach Essen zu transportieren – wofür Mathilde jedoch ihre Seele verkaufen sollte. Die Fracht schaffte der Teufel tatsächlich vor die Tore des Essener Stiftes, doch noch bevor ihm jemand öffnen konnte, läutete ein Engel verfrüht. Wutentbrannt verschwand der Teufel, doch zuvor schleuderte er die Säule auf den Boden, sodass sie einen Riss bekam. So konnte Äbtissin Mathilde die Säule aufstellen und glücklicherweise ihre Seele behalten.

Essener Dom | Kettwiger Straße 42, 45127 Essen

Die Eiserne Jungfrau der Burg Altendorf

Von Mauern und Wassergräbnen umgebene Wohnturm einer mittelalterlichen Burg, Burg Altendorf, Essen
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Mit den adligen Burgherren der Burg Altendorf sollte man sich in früheren Zeiten besser nicht anlegen. Wer es doch wagte, den erwartete eine besondere Einladung. In der Burg angekommen, musste der vermeintliche Widersacher ein Bild küssen, um unbeschadet gehen zu können. Stand er jedoch vor diesem, öffnete sich eine Falltür und er fiel in den Tod - und zwar auf grausamste Weise. Die »Eiserne Jungfrau« war eine der schrecklichsten Foltermethoden des Mittelalters. Ob es die tödliche Konstruktion in der Burg Altendorf so tatsächlich gegeben hat, ist jedoch unklar.

Burgstraße 2, 45289 Essen

Auf den Spuren des Mittelalters

Auf einem felsigen Bergsporn die Reste der mittelalterlichen Isenburg in herbstliche Idylle, Ruine Isenburg, Essen
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Hoch über dem Ruhrtal ist die Ruine Isenburg ein steinernes Zeugnis des finsteren Mittelalters. Heute könnt ihr über die Burgmauern hinweg Ausschau halten und euch wie die Grafen und Vögte fühlen, die damals die Isenburg bewohnt haben. 1244 wurde die Burg von den Truppen des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden erobert. Zu dessen Lebzeiten wurde die Isenburg unter anderem als Kaserne und sogar als Gefängnis genutzt. Hier wurde Kriegsrat gehalten und Belagerungen standgehalten. 1240 erbaut, wurde die Wehranlage schon nach knapp 50 Jahren komplett zerstört.

Baldeney 36, 45134 Essen

Die düstere Sage von der Sommerburg

Gartenstadt Margarethenhöhe von oben, ein Brückenkopf-Ensemble aus einem Hauptgebäude mit eigenen Eingängen
© Ruhr Museum

Einen besonders mystischen Ort findet ihr im schönen Margarethenwald. Der Waldweg, nördlich Lührmannstraße, führt euch direkt zur Sommerburg, einer ehemaligen Motte. Um diese rankt sich bis heute eine düstere Sage. Damals, als es in Essen noch Wölfe und Bären gab, die sich auch gerne in der Nähe der Sommerburg herumtrieben, fürchtete Jedermann die wilden Tiere, nur nicht der Graf von der Sommerburg. Eines Tages zog er in den Krieg und blieb lange Zeit fort. Bei seiner Wiederkehr brachte der Graf eine schöne Frau mit, die er abgöttisch liebte - allerdings nur einen Sommer lang. Als für die Verschmähte keine Hoffnung mehr bestand, die Liebe ihres Mannes zurückzugewinnen, nahm sie ihren Brautschatz, ein goldenes Spinnrad und einen Kessel voller Gold und Perlen und stürzte sich in den Sumpf nahe der Sommerburg. Noch heute liegt ein schwerer Stein auf ihrem nassen Grab.

Margarethenhöhe, 45149 Essen

Das Stollengespenst bei Kupferdreh

Ein ehemaliges Steinkohlenbergwerk an einem sonnigen Tag vor blauem Himmel, Zeche Himmelsfürster Erbstollen, Essen
© Zeche »Himmelsfürster Erbstollen«

In der Zeche »Himmelsfürster Erbstollen« bei Kupferdreh spukt noch bis heute das »Stollengespenst«. Ein ruheloser Geist, der zu seinen Lebzeiten den Bergleuten an Lohn und Leben Unrecht antat. Hörten die Arbeiter im damaligen Bergwerk dessen Kettengerassel, erhöhten sie sogleich ihren Arbeitstakt in der Hoffnung den bösen Geist abzuwenden. Wagte dennoch einer, den Geist herauszufordern, materialisierte sich dieser, und der Übermütige verlor Verstand und Leben aufgrund des grässlichen Anblicks. Wie beruhigend, dass die Zeche mittlerweile geschlossen ist und niemand mehr den Geist heraufbeschwören kann. Das angrenzende Zechengebäude ist heute ein Wohnhaus. Jemand auf Wohnungssuche?

Deipenbecktal 2 - 4, 45277 Essen